gärtner des monats april: borst bloembollen
Der April ist der letzte Tulpenmonat der Saison. Danach freuen wir uns alle wieder auf die traumhaften Pfingstrosen. Borst Bloembollen bedient mit dem Anbau von diesen zwei tollen Produkten die immer steigende Nachfrage nach diesen schönen Blumen.
Bereits 1910 gründete Jaap Borst das Unternehmen, was damals noch – wie so viele andere Schnittblumenunternehmen – mit dem Anbau von Gemüse startete. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Jaaps Sohn Jan Borst das Unternehmen und fing mit der Kultivierung von Tulpen an. 1974 baute Borst bereits auf vier Hektar Fläche Tulpen an, 1984 wuchs das Familienunternehmen mit dem Eintritt von Jans Sohn Willem weiter an. Ab 1988 stellte das Unternehmen den Anbau von Gemüse komplett ein und fing an, neben Tulpen auch Lilien anzubauen. 1993 baute Borst bereits auf 15 Hektar Tulpen und auf sieben Hektar Lilien an. Im gleichen Jahr trat auch Jans jüngster Sohn Jos Borst dem Unternehmen bei. Seit 2008 leitet Jos das Unternehmen und hat sich seitdem auf Tulpen spezialisiert. Seit einigen Jahren werden bei Borst neben Tulpen auch Pfingstrosen angebaut. Inzwischen produziert Borst Bloembollen 42 Millionen Tulpenstiele und etwa 1,5 Millionen Pfingstrosenstiele jährlich. Trotz der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie und der derzeit steigenden Gaspreise macht das Unternehmen konsequent weiter, verrät uns Gijs Hoedjes: »Auch wenn die Preise steigen, machen wir keine Abstriche bei unserer Qualität. Solange wir gute Blumen produzieren, ist der Preis angemessen.«
Von den über 9500 Hektar Anbaufläche für Tulpen, welche die Niederlande zum weltweit größten Tulpenproduzenten machen, entfallen 165 Hektar auf Borst Bloembollen, unseren Gärtner des Monats. Das Unternehmen aus Nordholland ist bekannt für sein exklusives Sortiment von über 200 verschiedenen Tulpensorten. »Wir haben alle Arten von Tulpen: einfache und gefüllte, Papageien-, gefranste Crispa- sowie Kronen-Tulpen«, erzählt uns Gijs Hoedjes, Flower Sales Manager bei Borst Bloembollen. Die verschiedenen Sorten zeichnen sich durch ihre einzigartige Qualität, ihre Farbenvielfalt und ihr »Gewicht« aus, was das Unternehmen zu einem großen Namen in der Branche macht. Bei den Golden Globes 2019 beispielsweise waren mehr als 10.000 Tulpen der Sorte ›Rambo‹ von Borst Bloembollen auf den Tischen und der Bühne ausgestellt. Auch im beliebten Frühlingspark Keukenhof südwestlich von Amsterdam sind die Tulpen von Borst Bloembollen vertreten. Das Unternehmen liefert für die 73. Ausstellung von niederländischen Frühjahrsblumenzwiebeln in diesem Jahr exklusive Sorten, die bereits im November 2021 eingesetzt wurden und ab März für die Besucher zu bestaunen sein werden.
Sorgfältiger Tulpenanbau
Alle Tulpen von Borst Bloembollen stammen aus selbst gezogenen Zwiebeln. Die Tulpen werden in Kisten auf Wasser kultiviert, in jeder Kiste befinden sich etwa 100 bis 120 Blumen. Seit neuestem recycelt das Unternehmen Regenwasser für diesen Tulpenanbau. Nachdem die Tulpenzwiebeln in die Kisten gepflanzt wurden, kommen sie über den Winter in eigene Kühlräume. Anschließend kommen die Pflanzkisten zur Treibsaison für etwa drei Wochen ins Gewächshaus, wo für jede Sorte die richtige Temperatur eingestellt werden kann. Dieser Schritt ist für eine lange Haltbarkeit besonders wichtig, erklärt uns Gijs Hoedjes: »Je länger man die Tulpen wachsen lässt, desto länger bleiben sie in der Vase haltbar. Wir bauen die Tulpen sehr sorgfältig an, damit sie die beste Qualität haben und wir Ihnen die längste Haltbarkeit garantieren können!« Über die Auktion Royal Flora Holland, regelmäßige Käufer und die Erzeugergenossenschaft Decorum werden die Tulpen dann auf den Markt gebracht.
Von der Blumenzwiebel zur Tulpenblüte
Typisch für die Aufzucht der zur Familie der Schwertliliengewächse gehörenden Tulpen ist die vegetative Vermehrung über Tochterzwiebeln. Diese wachsen im Sommer an den großen Mutterzwiebeln heran und werden im Frühherbst ausgegraben und abgetrennt beziehungsweise geschält. Vor dem ersten Bodenfrost werden die Tochterzwiebeln neu gepflanzt und bilden im kommenden Jahr größere Zwiebeln. Bei Borst Bloembollen werden jedes Jahr etwa 50 Millionen Tulpenzwiebeln in den Niederlanden, Chile und Neuseeland auf einer gesamten Fläche von 215 Hektar angebaut, aus denen dann jährlich 40 Millionen Tulpenblüten produziert werden. Um Blüten bilden zu können, benötigen Tulpenzwiebeln die natürliche Kühlphase des Winters oder eine künstliche Kühlung. Borst Bloembollen pflanzt die Zwiebeln dafür in Kisten und lässt sie in eigenen Kühlräumen »überwintern«. Wie lange genau die Zwiebeln in der Kühlung bleiben, hängt von der Sorte ab. Nach der Kühlung kommen die Pflanzkisten ins Gewächshaus, wo die Tulpen etwa drei Wochen wachsen. Nach der Tulpenblüte verwendet Borst die Zwiebeln weiter: Sie werden wieder im Boden eingepflanzt und nach zwei Jahren ist daraus wieder die perfekte Zwiebel gewachsen. Die Tulpenzwiebeln, die nicht in den eigenen Gärtnereien von Borst Bloembollen zu Tulpen herangezogen werden, verkauft das Unternehmen weiter.
Hochwertige Pfingstrosen
Seit einigen Jahren baut das Unternehmen auch Pfingstrosen an. Letztes Jahr haben wir Euch Borst in diesem Zusammenhang bereits vorgestellt. Gijs Hoedjes erklärt diesen Schritt damit, dass Borst Bloembollen seinem großen Netzwerk an Tulpenkunden ebenfalls Pfingstrosen in derselben hochwertigen Qualität liefern möchte. Die Pfingstrosenrhizome (auch Wurzelstöcke genannt) für die Freilandkultur werden bei Borst Bloembollen im Oktober gepflanzt. Nachdem das Rhizom gepflanzt wurde, dauert es noch drei Jahre, bis die ersten Blüten geschnitten werden können. »Es dauert so lange, weil es für das Rhizom am besten ist, wenn es in den ersten drei Jahren nicht angerührt wird – so bleibt die Kraft im Rhizom erhalten«, erklärt uns Gijs Hoedjes den Zeitplan für den Pfingstrosenanbau. Zu Beginn des Wachstums benötigt die Pflanze etwas Dünger, während des Wachstums benötigt sie vor allem ausreichend Feuchtigkeit. Nach der Blüte werden die Pflanzen erneut gedüngt, sodass sie mit der Bildung neuer Triebe für das folgende Jahr beginnen können. Auch bei der Pfingstrosenernte geht der Produzent sehr sorgfältig vor: »Viele Pfingstrosen werden viel zu jung auf dem Feld geschnitten, sodass sie sich in der Vase nicht öffnen können. Wir versichern, dass sich alle unsere Pfingstrosen öffnen.« Alle Pfingstrosensorten werden daher mehrmals am Tag geschnitten. Derzeit baut Borst Bloembollen 40 verschiedene Sorten auf 12 Hektar an. Wie lange die Mutterpflanzen in der Erde bleiben, ist von der Sorte abhängig, es können sieben bis 15 Jahre sein. »Wenn die Kraft der Pflanze nachlässt und man nicht mehr die schweren, schönen Blüten bekommt, die man haben möchte, ist es Zeit, neue zu pflanzen.«
Perfektes Timing
Wir haben bei Borst Bloembollen nachgefragt, wie der Zeitplan über das Jahr verteilt aufgeht – schließlich baut es zwei Blumenarten an, deren Hochsaison dicht beieinander liegt. Gijs Hoedjes beschreibt uns das Timing so: »Unsere Tulpen sind Ende April fertig, die Pfingstrosensaison beginnt meist im Mai. Nach der Pfingstrosensaison fangen wir an, unsere Tulpenzwiebeln vom Feld zu ernten und vorzubehandeln, sodass wir im darauffolgenden Jahr wieder ein volles Gewächshaus haben.« Mit der Zucht von Tulpenzwiebeln ist das Unternehmen fast das ganze Jahr über beschäftigt: Bei Borst werden die Tulpenzwiebeln in den Niederlanden und der südlichen Hemisphäre in Neuseeland und Chile angebaut. Da die Jahreszeiten genau entgegengesetzt sind, stehen fast das ganze Jahr über Blumenzwiebeln zur Verfügung: In den niederländischen Anbaugebieten in Westfriesland, Nordostpolder und Flevoland werden die Tulpenzwiebeln im Oktober gepflanzt und im Juni und Juli ausgegraben und geschält. In Chile und Neuseeland werden die Zwiebeln im April und Mai gepflanzt und im Januar geerntet und geschält. Auch geht die Tulpensaison dadurch recht lange, nämlich von Ende September bis Anfang Mai. Es sei nicht einfach, die Arbeit bei dieser Menge an Blumen und Sorten zu arrangieren, erzählt uns Gijs Hoedjes, doch im Team schaffen sie es: »Jeder nimmt seine Verantwortung wahr, um sicherzustellen, dass wir jeden einzelnen Tag die besten Tulpen haben.«